Beziehung auf Pause: Expertenrat von Sonja von Jeger-Belker

Wenn die Liebe eine Pause braucht – Ein Gespräch mit Paarcoach und Beziehungsexpertin Sonja von Jeger-Belker.

Manchmal ist es nicht das Ende – sondern ein neuer Anfang. In jeder noch so stabilen Partnerschaft können Zeiten kommen, in denen Abstand notwendig wird. Eine Auszeit in der Beziehung ist für viele ein Tabuthema, dabei kann sie wertvolle Erkenntnisse bringen, Klarheit schaffen – und sogar heilsam sein. Doch wie unterscheidet man zwischen Rückzug und Aufgabe? Zwischen einer bewussten Pause und einem schleichenden Abschied?

Genau darüber habe ich mit der erfahrenen Beziehungs- und Paarcoachin Sonja von Jeger-Belker gesprochen. Mit viel Empathie, Klarheit und psychologischem Feingefühl begleitet sie seit Jahren Menschen durch die Herausforderungen ihrer Beziehungen – und kennt die emotionale Achterbahnfahrt, die eine Auszeit mit sich bringen kann.

In unserem Gespräch teilt sie tiefgehende Einsichten, praktische Impulse und neue Perspektiven – für alle, die ihre Beziehung nicht einfach loslassen, sondern besser verstehen und vielleicht sogar retten wollen.

Wenn Nähe zu viel wird – Warum eine Auszeit der Beziehung helfen kann

Manchmal fühlt sich selbst die tiefste Liebe schwer an. Der Alltag, unausgesprochene Erwartungen und emotionale Überforderung können dazu führen, dass Nähe zur Belastung wird. Doch bedeutet eine Beziehungspause immer das Ende? Ganz im Gegenteil – sie kann ein kraftvoller Neuanfang sein.

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Paarcoach Sonja von Jeger im Interview

Sonja, viele Paare sprechen von einer „Auszeit“, wenn es in der Beziehung kriselt. Aus Deiner Sicht als Paarcoach – was steckt hinter dem Wunsch nach einer Beziehungspause?

Eine Beziehungspause ist oft ein Signal dafür, dass etwas gerade einfach zu viel wird – zu viel Stress, zu viele Emotionen, zu viele ungelöste Konflikte. Wenn der Druck steigt, sehnen sich viele danach, kurz Luft zu holen, um nicht im Streit oder in Überforderung unterzugehen. Dahinter steckt häufig der Wunsch, sich selbst wieder zu spüren und Klarheit zu gewinnen: Was brauche ich eigentlich? Was tut uns beiden gut? In einer Beziehung, die manchmal mehr Arbeit als Leichtigkeit bedeutet, kann so eine Pause Raum schaffen, um das Ruder neu zu justieren – und zwar ohne die unmittelbare emotionale Überwältigung.

Wie kann eine Beziehungspause sinnvoll gestaltet werden, damit sie keine versteckte Trennung auf Raten wird? Gibt es Regeln oder Vereinbarungen, die Du empfiehlst?

Der wichtigste Tipp vorweg: Eine Beziehungspause sollte niemals als „Flucht“ dienen oder dazu, Probleme einfach auszusitzen. Sie braucht klare Absprachen, damit beide wissen, worauf sie sich einlassen. Zum Beispiel: Wie lange dauert die Pause? Was ist erlaubt – darf man sich sehen, schreiben, telefonieren? Und ganz wichtig: Was ist das gemeinsame Ziel? Ein Gespräch vorab, in dem beide offen über ihre Erwartungen und Ängste sprechen, legt das Fundament für eine vertrauensvolle Auszeit. Es lohnt sich, diese Vereinbarungen schriftlich festzuhalten – das schafft Verbindlichkeit und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.

In meinem Artikel habe ich den Punkt angesprochen, dass Männer sich häufig zurückziehen, wenn sie emotional überfordert sind. Welche typischen Unterschiede beobachtest Du im Umgang von Männern und Frauen mit Beziehungskrisen?

Ja, das ist tatsächlich ein klassisches Muster, das ich oft erlebe: Männer ziehen sich zurück, weil sie ihre Gedanken erst mal sortieren wollen oder sich innerlich schützen. Frauen hingegen suchen oft die Nähe, reden viel, wollen verstanden werden und fühlen sich dadurch emotional verbunden. Das führt schnell zu einem Missverständnis: Für Frauen fühlt sich das Rückziehen manchmal an wie Ablehnung, während Männer den Rückzug als notwendigen Selbstschutz sehen. Die Herausforderung ist, diese unterschiedlichen Bedürfnisse anzuerkennen und so zu kommunizieren, dass sich beide verstanden fühlen – auch wenn sie es gerade auf ganz unterschiedliche Weise ausdrücken.

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Wie erkennen Paare, ob eine Auszeit wirklich der nächste sinnvolle Schritt ist – oder ob eigentlich ganz andere Themen bearbeitet werden müssten?

Das ist eine spannende Frage. Eine Auszeit kann helfen, wenn sich Paare im Strudel von Konflikten, Vorwürfen oder Erschöpfung verfangen haben und einfach keinen klaren Kopf mehr bekommen. Wenn die Gespräche nur noch in Dauerschleife laufen oder sogar zum verletzenden Schlagabtausch werden, dann kann Abstand eine gute Möglichkeit sein, neue Energie zu tanken. Doch manchmal braucht es gar keine Pause, sondern vielmehr ein genaueres Hinschauen auf Muster, unerfüllte Bedürfnisse oder individuelle Belastungen. Hier kann eine professionelle Begleitung helfen, um herauszufinden, ob es eher Kommunikationstrainings, Einzelarbeit oder vielleicht sogar ein Paarcoaching braucht – bevor die Auszeit überhaupt ins Spiel kommt.

Gibt es Risiken bei einer Auszeit – zum Beispiel emotionale Entfremdung oder Missverständnisse? Wie können Paare diese Gefahren vermeiden?

Auf jeden Fall! Eine Beziehungspause birgt immer das Risiko, dass sich Paare emotional voneinander entfernen oder nicht mehr zueinanderfinden. Besonders gefährlich wird es, wenn keine klaren Regeln gelten oder der Kontakt komplett abbricht – das kann Ängste schüren und Zweifel wachsen lassen. Mein Rat: Bleibt auch während der Pause in einem kleinen, aber regelmäßigen Austausch, der Sicherheit gibt. Das kann eine kurze Nachricht sein, ein Check-in per Telefon oder auch ein klar vereinbartes Treffen am Ende der Pause. Und ganz wichtig: Nutzt die Zeit, um an euch selbst zu arbeiten, an euren eigenen Bedürfnissen und Themen, damit die Pause nicht einfach ein „Weglaufen“ ist, sondern eine Chance zur Entwicklung.
Auszeit in der Beziehung als Chance

Was würdest Du einem Mann raten, der merkt, dass seine Partnerin eine Auszeit braucht, er selbst aber am liebsten sofort an der Beziehung weiterarbeiten möchte?

Das ist eine schwierige Situation, die ich oft erlebe. Mein Tipp an den Mann: Versuche erst einmal, die Bedürfnisse Deiner Partnerin wirklich zu verstehen – ohne direkt dagegen anzukämpfen oder Druck aufzubauen. Eine Auszeit ist für viele eine Art „Selbstschutz“ und kein Zeichen von Gleichgültigkeit. Gleichzeitig darfst Du Deine eigene Bereitschaft, an der Beziehung zu arbeiten, klar zeigen. Bleib präsent, aber respektiere ihren Raum. Kleine Gesten – wie liebevolle Nachrichten oder das Angebot, da zu sein, wenn sie bereit ist – können zeigen, dass Du die Beziehung wertschätzt und dranbleibst, ohne die Auszeit zu sabotieren.

Jetzt pinnen, später wiederfinden

Welche Rolle spielt Kommunikation während der Beziehungspause – sollte man in Kontakt bleiben oder bewusst Abstand halten? Und wie findet man nach einer Auszeit wieder zusammen?

Da gibt es kein Patentrezept – das hängt sehr von den individuellen Bedürfnissen ab. Manche Paare profitieren von einem regelmäßigen, lockeren Austausch, der Sicherheit und Nähe schafft, andere brauchen tatsächlich ganz klaren Abstand, um zu sich selbst zu finden. Entscheidend ist, dass beide offen über ihre Erwartungen sprechen und diese respektieren. Nach der Pause ist es wichtig, sich Zeit für ein ehrliches Gespräch zu nehmen: Was habe ich in der Zeit erlebt? Was hat mir gefehlt? Was brauche ich jetzt? Dieses Gespräch ist die Brücke zurück zueinander – oft begleitet von einem neuen Bewusstsein und mehr Verständnis.

Zum Abschluss: Hast Du ein konkretes Beispiel aus Deiner Praxis, bei dem eine Auszeit einer Beziehung neuen Schwung gegeben hat – und woran hat es gelegen, dass es funktioniert hat?

Sehr gern! Ein Paar, das ich begleitet habe, stand kurz vor der Trennung – die Kommunikation war blockiert, der Schmerz groß. Sie entschieden sich gemeinsam für eine klar definierte Auszeit von sechs Wochen, mit der Vereinbarung, sich nur sporadisch, aber wertschätzend zu melden. Beide nutzten die Zeit, um an ihren individuellen Themen zu arbeiten, etwa mit Coaching und Meditation. Nach der Auszeit kamen sie mit einer neuen inneren Ruhe und mehr Empathie zusammen. Das Geheimnis war, dass sie die Zeit nicht als Flucht genutzt haben, sondern als bewussten Raum für Wachstum – und das hat die Beziehung nachhaltig gestärkt.

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Ein großes Dankeschön geht an Sonja von Jeger-Belker für das offene, ehrliche und inspirierende Gespräch. Mit ihrer Erfahrung und ihrem Einfühlungsvermögen hat sie wertvolle Impulse gegeben, wie Paare durch eine bewusste Auszeit wieder zueinanderfinden können – ohne Schuldgefühle, dafür mit Klarheit und Respekt.

Liebe Sonja, danke für Deine Zeit, Deine Expertise und Deine einfühlsamen Worte.
Ich verabschiede Dich mit großer Wertschätzung – und freue mich auf ein Wiedersehen!

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